Unsichtbarer 24‑V‑DC‑Bus in der Wohnung: Sockelleisten als Stromschiene für Licht, Sensoren und USB‑C
Unsichtbarer 24‑V‑DC‑Bus in der Wohnung: Sockelleisten als Stromschiene für Licht, Sensoren und USB‑C
Balkonkraftwerke boomen, immer mehr Geräte laufen ohnehin mit Kleinspannung: LED, Router, Sensoren, Ladegeräte. Warum also den Umweg über 230 V gehen, wenn ein 24‑V‑DC‑Bus Licht, USB‑C‑Ports und Smart‑Home‑Knoten direkt und effizient versorgen kann? In diesem Beitrag zeigen wir ein selten besprochenes Konzept: die DC‑Versorgung entlang der Sockelleiste – nachrüstbar im Bestand, sauber, sicher und erstaunlich leistungsfähig.
Was ist ein 24‑V‑DC‑Bus in der Wohnung?
Ein 24‑V‑DC‑Bus ist eine niederspannige Sammelschiene nach SELV‑Prinzip, die über die Wohnung verteilt verläuft und Leuchten, Sensoren, Mini‑Ventilatoren und USB‑C‑Ladepunkte direkt mit Gleichspannung versorgt. Die Leitungen verschwinden hinter Sockelleisten, in Deckenfugen oder Möbelrückseiten. Vorteile:
- Effizienz: Weniger Netzteile, weniger Standby‑Verluste.
- Sicherheit: SELV 24 V ist berührungssicher, ideal für DIY in Teilbereichen.
- Ästhetik: Keine Netzteile an jeder Ecke, klare Wände, aufgeräumte Möbel.
- PV‑ready: Lässt sich direkt mit Balkon‑PV und Speicher koppeln.
Planung im Bestand: So wird die Sockelleiste zur Stromschiene
Lastenliste und Leistungsbudget
Starten Sie mit einer einfachen Tabelle. So dimensionieren Sie Netzteil, Kabel und Absicherungen.
| Verbraucher | Leistung P | Strom I bei 24 V | Einschaltdauer |
|---|---|---|---|
| LED‑Lichtleiste Küche | 36 W | 1,5 A | 2–4 h Abend |
| Schreibtisch‑USB‑C 60 W | 60 W | bis 2,5 A | variabel |
| Router + Switch | 18 W | 0,75 A | 24 h |
| Sensornetz Thread/Matter | 6 W | 0,25 A | 24 h |
| Ambiente‑LED Wohnzimmer | 24 W | 1,0 A | 3–5 h Abend |
Faustregel: Netzteil mit 30–50 % Reserve dimensionieren. Im Beispiel reichen 150–200 W Nennleistung.
Leitungsführung: diskret und reversibel
- Sockelleisten‑Kanäle: Kunststoff‑ oder Holzleisten mit Hohlkammer; DC‑Leitung plus flache Sicherungshalter passen hinein.
- Möbelrückseiten: DC‑Stichleitungen hinter Sideboard und Schreibtisch; kurze Wege zu Lampen und USB‑C‑Modulen.
- Deckenschattenfuge: Für indirekte LED‑Bänder; die 24‑V‑Zuleitung bleibt unsichtbar.
- Durchführungen: Mini‑Bohrungen 8–10 mm für DC‑Buchsen; sauber mit Abdeckrosette.
Sicherheit: SELV, Absicherung, Normbezug
- SELV 24 V ist berührungssicher (IEC 61140, IEC 60364‑4‑41). Trotzdem gilt: Jeder Abgang individuell absichern.
- Flachsicherungen 2–10 A je Strang; so bleibt ein Fehler lokal.
- Polarität markieren: Rot Plus, Schwarz Minus. Verpolschutz an Endgeräten einplanen.
- Trennung AC/DC: 230‑V‑Arbeiten nur durch Elektrofachkraft. Der DC‑Teil bleibt galvanisch getrennt.
Komponenten: Von der Quelle bis zur USB‑C‑Buchse
Netzteil und PV‑Integration
Herzstück ist ein 24‑V‑Hutschienennetzteil (z. B. 240 W, lüfterlos) mit Weitbereichseingang. Für PV‑Kopplung bieten sich zwei Wege an:
- AC‑Kopplung: Balkon‑PV speist via Mikrowechselrichter ins Hausnetz; das 24‑V‑Netzteil zieht den benötigten Strom. Einfach, überall zulässig.
- DC‑Kopplung: Separater MPPT‑Laderegler lädt einen 24‑V‑LiFePO4‑Speicher; der DC‑Bus wird vom Akku versorgt. Höherer Eigenverbrauchsanteil, besonders abends.
Energiespeicher
- LiFePO4 24 V 20–50 Ah im Lowboard oder unter dem Sofa; sicher, zyklenfest, BMS integriert.
- DC‑Sicherung nah am Akku, zusätzlich Trennschalter. Leitungen kurz halten.
Verteilung und Steckverbinder
- Leitung: 2×2,5 mm² für Hauptstrang, 2×1,5 mm² für Abgänge.
- Verbinder: Federklemmen, XT30/XT60 oder verschraubte GX12/GX16 für robuste, verpolsichere Anschlüsse.
- Panel‑Buchsen in Möbeln und Wänden: 5,5×2,1 mm für Lampen, USB‑C‑Module mit DC‑Einspeisung.
Endgeräte und Module
- 24‑V‑LED‑Leisten CRI ≥ 90 für Küche und Wohnzimmer; dimmbar per PWM oder DALI‑DT8‑Treiber mit 24‑V‑Eingang.
- USB‑C‑PD‑Module 65–100 W, die aus 24 V programmierte Spannungen 5–20 V bereitstellen.
- Mini‑Ventilatoren für Luftzirkulation in Schränken oder für stille Arbeitsplatzkühlung.
- Sensorknoten für CO₂, VOC, Präsenz; Versorgung über 24 V DC, Kommunikation via Thread/Matter oder Zigbee.
DIY‑Montage: 40‑m²‑Mietwohnung in 6 Stunden
Materialliste
- 1× 24‑V‑Netzteil 240 W lüfterlos
- 1× DC‑Verteiler mit 6 Abgängen und Flachsicherungshaltern
- 15 m Leitung 2×2,5 mm², 20 m 2×1,5 mm²
- 10 m Sockelleisten‑Kabelkanal, 6× DC‑Panel‑Buchse 5,5×2,1 mm
- 2× USB‑C‑PD‑Modul 65 W, 3× 24‑V‑Dimmer, 2× LED‑Band 24 V 10 m
- Beschriftung, Schrumpfschlauch, Kabelbinder, Isolierhülsen
Schritt‑für‑Schritt
- Layout skizzieren: Hauptstrang an Innenwänden, Abgänge zu Küche, Schreibtisch, Sofa.
- Netzteil in einem Belüfteten Schrank montieren, DC‑Hauptsicherung setzen.
- Sockelleisten mit Kabelkanal montieren; Leitung 2×2,5 mm² einziehen.
- Abgänge mit 2×1,5 mm² abzweigen, je Abgang Flachsicherung 3–5 A vorsehen.
- Panel‑Buchsen setzen, Polarität testen, beschriften.
- LED‑Leisten einkleben, Dimmer anschließen, USB‑C‑Module an Schreibtisch und Sofa integrieren.
- Inbetriebnahme: Spannungen messen, Leerlaufstrom prüfen, dann schrittweise Verbraucher zuschalten.
Bauzeit: ca. 6 h zu zweit. Kosten: 350–650 € je nach Ausstattung.
Spannungsfall und Kabelquerschnitt: Praxiswerte
Bei 24 V wirkt jeder Volt Verlust stärker als bei 230 V. Planen Sie Wege kurz und Querschnitte passend.
| Strom I | Länge hin und zurück | Querschnitt | Spannungsfall ca. | Eignung |
|---|---|---|---|---|
| 1,0 A | 10 m | 1,5 mm² | ≈ 0,25 V | ok für LED/Sensorik |
| 2,0 A | 12 m | 2,5 mm² | ≈ 0,4 V | ok für USB‑C 30–45 W |
| 4,0 A | 8 m | 2,5 mm² | ≈ 0,3 V | ok für 80–100 W |
| 6,0 A | 6 m | 4,0 mm² | ≈ 0,3 V | ok für Spitzenlasten |
Tipp: Für lange LED‑Bänder beidseitig einspeisen oder alle 2–3 m neu einspeisen.
Integration in Möbel: Strom wo er gebraucht wird
- Lowboard: DC‑Buchse hinten, innen USB‑C‑PD‑Modul; Kabelmanagement für Controller, Gamepads, Tablets.
- Schreibtisch: Versenkte USB‑C‑Buchse in der Platte; LED‑Arbeitsleuchte 24 V direkt vom Bus.
- Küchenoberschrank: 24‑V‑Leiste für Unterbodenlicht; keine Steckdosenflut mehr.
- Bildleiste: Rahmenbeleuchtung und Präsenzsensor mit einem dünnen DC‑Kabel aus der Sockelleiste.
Fallstudie: 55‑m²‑Altbau, Berlin – 180 W DC genügen für den Alltag
- Setup: 24‑V‑Netzteil 240 W, LiFePO4 24 V 30 Ah, DC‑Hauptstrang 2×2,5 mm², 5 Abgänge mit 3–5 A abgesichert.
- Verbraucher: 2× LED‑Zonen Wohnzimmer 2×18 W, Küche 24 W, Router+Switch 16 W, USB‑C‑Schreibtisch 60 W Peak.
- Messwerte:
- Abendlast typ. 70–120 W
- Netzteilwirkungsgrad 92–94 %
- Standby Bus gesamt 1,8 W
- Spannung am entferntesten Punkt 23,6–23,8 V bei 2 A
- Ergebnis: Deutlich weniger Steckernetzteile, aufgeräumte Optik, spürbar weniger Kabelsalat.
Pro und Contra
| Aspekt | Pro | Contra |
|---|---|---|
| Effizienz | Ein zentrales, hochwertiges Netzteil ersetzt viele kleine | Teilweise doppelte Wandlung bei AC‑PV |
| Ästhetik | Weniger Ladegeräte, klare Flächen | Planung nötig, Buchsenpositionen festlegen |
| Sicherheit | SELV, niedrige Spannung | Trotzdem fachgerechte Absicherung gefragt |
| Skalierbarkeit | Einfach Abzweige ergänzen | Leitungsquerschnitte begrenzen die Spitzenlast |
| PV‑Integration | Eigenverbrauch steigerbar | DC‑Kopplung erfordert MPPT und Akku |
Häufige Fehler – und wie man sie vermeidet
- Fehler: Ein einziger Sicherungsautomat für den ganzen Bus. Lösung: Jeden Abgang separat absichern.
- Fehler: Zu dünne Leitungen bei langen Wegen. Lösung: 2,5 mm² für Hauptstrang, Spannungsfall berechnen.
- Fehler: Polung nicht markiert. Lösung: Farbcode, Prüfprotokoll, Beschriftung.
- Fehler: LED‑Band nur einseitig gespeist. Lösung: Beidseitig oder sternförmig einspeisen.
Smart‑Home‑Bindung: Schalten, Dimmen, Automatisieren
- DC‑Dimmer mit PWM und 0–10 V oder DALI ansteuern.
- Matter/Thread‑Knoten über 5 V aus dem Bus versorgen, Wandler 24 V → 5 V einsetzen.
- Präsenz‑ und Lichtsensoren regeln Automatik‑Szenen, z. B. „Nachtweg“ mit 10 % Helligkeit.
Nachhaltigkeit und Wohngesundheit
- Weniger Elektronikschrott: Ein Netzteil statt vieler Billigadapter.
- Leiser wohnen: Lüfterlose Komponenten, keine Brummtrafos.
- Reversibel: Sockelleisten‑Kanäle sind mietfreundlich und rückbaubar.
Mini‑Rezept: USB‑C im Sofaarm
- Runde Panel‑Buchse 5,5×2,1 mm auf der Rückseite des Sofas montieren.
- Innen ein 24‑V‑→ USB‑C‑PD‑Modul 65 W verschrauben.
- Kurzstrecke zum Sofaarm führen, dort USB‑C‑Buchse einlassen.
- Mit 5 A abgesichert an den DC‑Abgang anschließen. Fertig ist der unsichtbare Schnelllader.
Zukunft: 24‑V‑Bus trifft Gebäude‑DC
- Direkt‑PV auf 24 V mit MPPT und LiFePO4 senkt Wandlungsverluste.
- DC‑Leuchten mit Matter: Steuerung nativ, Versorgung über den Bus.
- Modulare Möbel mit integrierten Bus‑Kontakten in der Sockelzone.
Fazit: Weniger Netzteile, mehr Gestaltung – und bereit für PV
Ein 24‑V‑DC‑Bus in der Sockelleiste ist eine der elegantesten Upgrades für moderne Wohnungen: sicher, effizient und gestalterisch befreiend. Wer seine Beleuchtung, USB‑C‑Ladepunkte und Sensorik zentral versorgen will, bekommt mit wenig Aufwand eine ruhige Ästhetik und ein System, das perfekt zu Balkon‑PV passt. Starten Sie mit Licht und einem USB‑C‑Punkt – und erweitern Sie in Sternform, sobald neue Ideen dazukommen.
CTA: Planen Sie heute Ihre erste DC‑Strecke: 1 Netzteil, 1 Sockelleiste, 2 Abgänge. Messen, dokumentieren, genießen – und nie wieder Netzteil‑Chaos.
